Der Blue Engineering Werkzeugkasten legt frei was verborgen ist und verbindet was getrennt scheint.
Die Vielzahl von gesellschaftlichen Herausforderungen und Phänomenen werden stets getrennt voneinander verhandelt und angegangen. Hierdurch werden tiefliegende gesellschaftliche Mechanismen verdeckt, die sich ganz unabhängig vom Thema entfalten und damit unser Zusammenleben weitestgehend bestimmen. Der Werkzeugkasten zur Demontage von Technik und Gesellschaft hält Werkzeuge bereit, um Verborgenes freizulegen und Getrenntes zu verbinden. Komplexe Sachverhalte werden so vereinfacht aber auch verständlicher. Jede_r kann sich dieser Werkzeuge bedienen und damit Arbeitswelt und Privatleben sowie Technik und Gesellschaft demontieren: Habe also Mut dich deines eigenes Verstandes und dieser Werkzeuge zu bedienen.
Beim Barte des Propheten, das Patriarchat hat einen Bart.
Wenn alte (weiße) Männer das Sagen haben und im Wesentlichen bestimmen, was geschieht, dann richten sich die Sitten, Werte, Normen der Gesellschaft, nach den Vorstellungen und Vorlieben dieser alten (weißen) Männer. Doch heutzutage wächst dem Patriarchat ein immer längerer Bart, ganz wie der Bart von abgeschmackten Herrenwitzen.
Mit der Leiter des Höher-Schneller-Weiter kommt man nicht in den Himmel und auch nirgendwo anders hin, denn ihr Ziel ist einzig nur noch höher, noch schneller und immer noch weiter zu steigen.
Eine Leiter ohne Ende erstreckt sich in die Unendlichkeit. Ihre beiden Enden treffen sich also irgendwann und formen ein riesiges Hamsterrad. Wer immer noch höher strebt, immer noch schneller das nächste Ziel erreichen möchte und nur noch weiter will, der kommt nie an.
Die ganze Geschichte produziert mit, so dass die vollständige Liste der Mitwirkenden mindestens so lang ist wie der Abspann von 100 Hollywood-Filmen.
Mathias Greffrath
Eh man sich versieht, wähnt man sich als alleinige_r Schöpfer_in eines Katzenvideos, des eigenen Hochschulabschlusses, des linken, hinteren Blinkers beim neuen Porsche oder des verdienten Geldes. Doch die Grundlagen von Schöpfen und Schaffen reichen bis zur Geburt durch die eigene Mutter und noch viel weiter in die Vergangenheit hinein - genauso aber auch die Folgen für die Zukunft.
Wenn Dein einziges Werkzeug ein Hammer ist, wirst Du jedes Problem als Nagel betrachten.
Mark Twain
Probleme werden oft zu technischen Problemen gemacht - bis hin zu dem Punkt, dass es nur noch technische Probleme gibt, für die schon bald eine technische Lösung gefunden wird.
Herrenzwang wird zum Sachenzwang und Fremdzwang wird zum Selbstzwang. Technik verdeckt nicht nur Herrschaft, sondern Technik etabliert und legitimiert Herrschaft.
Die “entscheidende Maschine des modernen Industriezeitalters” (Lewis Mumford) ist die Uhr. Durch sie wird alles messbar und der Mensch fängt an, alles mit ihr zu messen. Er selbst gewöhnt sich an einen festen Takt und darum widerstrebt er nur bedingt, sobald er an eine Dampfmaschine angeschlossen wird, die den Takt stets beschleunigt. Der Sachzwang von Technik wird so immer weiter verinnerlicht, bis sich die Menschen ihm freiwillig unterwerfen, indem sie ihn zu einem Selbstzwang machen. Wo der Sachzwang herkommt oder nach dem verborgenen Herrenzwang fragt sodann niemand mehr - vielleicht auch weil er zu banal ist, denn: Zeit ist Geld.
Wie ein Kaninchen aus dem Zylinder, kommt Strom aus der Wand, Wasser aus dem Hahn, Schnitzel aus dem Supermarkt und und und … mit einem Schnipp ist es wieder weg und bestens entsorgt.
Wir leben in einem Schlaraffenland in dem uns nicht nur gebratene Hühnchen in die offenen Münder fliegen, sondern wirklich alles immer verfügbar, griffbereit und auf Befehl erhältlich ist - Zahlungskräftigkeit vorausgesetzt. Woher das alles kommt und wohin es nach Gebrauch entschwindet, wird gut kaschiert, aber die sozialen und ökologischen Katastrophen die mit diesem komplexen (Wert-)Schöpfungssystem einhergehen, zeigen auf, dass unser Schlaraffenland kein Paradies auf Erden ist, sondern wir die Erde zu einer Hölle gemacht haben.
Technik muss nicht teuflisch sein, um einen Teufelskreis anzutreiben.
Die Probleme der aktuellen Technik werden mit neuer Technik gelöst, die wiederum neue Probleme verursacht, die dann noch neuerer Technik bedarf, um die Probleme der neuen Technik zu lösen. Dies ist aber nur möglich, wenn auch noch neue Probleme in Kauf genommen werden, die dann einer noch viel neueren Technik bedürfen…
Jeder Versuch, den Naturzwang zu brechen, indem Natur gebrochen wird, gerät nur umso tiefer in den Naturzwang hinein. So ist die Bahn der europäischen Zivilisation verlaufen.
Adorno/Horkheimer
Die Natur hält für den Menschen allerlei Zwänge und Gefahren bereit. Das fängt schon mit dem eigenen menschlichen Körper an, der stets nach genügend Flüssigkeit und Nahrung verlangt und zugleich gegen Kälte, Krankheiten und (Natur-)Katastrophen geschützt werden muss. So bilden sich gesellschaftliche Naturverhältnisse heraus, die immer mehr versuchen die Natur zu kontrollieren und zu manipulieren, so dass sie durch den Menschen beherrschbar wird. Und so kommt es, dass wir, je mehr wir versuchen uns durch Technik von Natur frei zu machen, desto abhängiger von ihr werden.
Ein bisschen Bling-Bling, um mein Leid erträglicher zu machen, hat schon immer allen geschadet.
Fast alle „modernen“ Techniken, die wir heute haben, sind kostenverschiebende Raubtechniken. Durch sie werden Vorteile, wie Gewinne, Einkommen, Bequemlichkeiten, Vergnügen, Spaß usw. privat angeeignet, und die dabei entstehenden Kosten, wie Emissionen von Schadstoffen, Lärm, Flächenfraß, Klimaschädigungen usw., werden auf andere verschoben. Die Kostenverschiebung erfolgt räumlich auf andere Menschen und Lebewesen, oft sehr weit weg in andere Länder, und sie erfolgt zeitlich, oft auch sehr weit weg in die Zukunft, auf zukünftige Generationen. Tatort und Leidensort, Tatzeit und Leidenszeit fallen also weit auseinander.
Alle Dinge sind Gift, und nichts ist ohne Gift; allein die Dosis macht’s, dass ein Ding kein Gift sei.
Paracelsus
Soviel ist sicher: Alles kann schädlich sein. Doch es bleibt immer unsicher, was überhaupt genau der Schaden ist, wie viel oder wie wenig es bedarf um ihn zu verursachen und ob es wirklich einen Kausalzusammenhang gibt oder nur eine Korrelation. Ein Grenzwert ist daher nichts Festes, sondern eher ein Glibber, der politisch festsetzt, was auseinander strebt: wissenschaftliche Erkenntnisse, ökonomische Interessen, gesellschaftliche Wohlfahrt, individuelle Gesundheit, Unversehrtheit der Natur etc.
Allein machen sie dich ein.
Ton Steine Scherben
Die Handlungsmöglichkeiten von Einzelnen sind stark beschränkt, aber Einzelne haben immer die Möglichkeit, sich mit anderen zusammenzuschließen - dann ist es kein Einzelinteresse mehr, sondern das eigene Anliegen wird langsam zu einer Frage des Allgemeinwohls. Zu zweit, dritt, hundert oder tausend macht es nicht nur mehr Spaß, sondern man unterstützt und motiviert sich gegenseitig, um auch Hängepartien zu überstehen.
Kaufen, kaufen, kaufen - für einen kurzen Augenblick fühlt man sich lebendig, prompt geht’s einem besser, jetzt ist man wer und gleich wieder nicht.
Der Kaufakt fühlt sich so gut an, weil er eine soziale Interaktion ist bei der sich Menschen als scheinbar Gleiche begegnen. Ich gebe dir etwas, damit Du mir ein anderes mit gleichem Wert gibst, das ich begehre. Nur einen Moment später sind wir jedoch scheinbar Ungleiche und ich kann mich kaum noch über mein Haus, mein Auto und mein Boot freuen, weil mir dein Haus, dein Auto und dein Boot viel besser gefallen.
Dinosaurier und Menschen - zwei Spezies zwischen denen 65 Mio. Jahre der Evolution liegen, sind auf einmal in ein und dieselbe Zeit katapultiert worden. Wie können wir auch nur die blasseste Vorstellung haben, von dem, was uns erwartet?
Jurassic Park
Wir holen unentwegt Jahrmillionen Altes aus der Erde, bearbeiten es so, dass wir für 5 Minuten, 5 Tage oder 5 Jahre unsere Freude daran haben. Anschließend werfen wir es auf einen großen Haufen und in einhundert Millionen Jahren fragt sich die intelligente Spezies, die unseren Platz auf der Erde einnimmt, wie die ganzen Plastikdinosaurier auf die Erde gekommen sind und warum sie so plötzlich ausgestorben sind.
Erst wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fluss vergiftet, der letzte Fisch gefangen ist, werdet Ihr merken, dass man Geld nicht essen kann.
Weissagung der Cree
Es ist längst nicht mehr nur ein einzelner Mensch - König Midas - dessen Habgier alles zu Gold verwandelt, was er berührt. Stattdessen ist unser gesellschaftliches Naturverhältnis und damit das Verhältnis nahezu aller Individuen zur Natur längst so ausgestaltet, dass auch der letzte Winkel der Natur ein Preisschild angeheftet bekommt, wenn er nicht komplett verwüstet wird.
Überdem ist die Ungleichheit der Menschen von Natur nicht so groß, als sie durch die Erziehung wird.
Johann Gottfried Herder
Die verschiedenen Menschenrechtserklärungen wie auch das deutsche Grundgesetz legen mit leichten Nuancen fest: “Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren.” (UN-Menschenrechtscharta). Und dennoch gibt es eine große Ungleichheit zwischen den Menschen. Je nach Geschlecht, Klasse, Ethnie, Einkommen, Vermögen, Alter, Religion, Elternhaus, Bildungsgrad, Sexualität, Reputation, Gesundheit und vielem anderem erwachsen aus dieser Ungleichheit starke Vor- und Nachteile. Menschen werden also gleich geboren - auch wenn die Umstände der Geburt bereits äußerst unterschiedlich sind - aber durch Sozialisation werden die Menschen ungleich gemacht: Bis zu welchem Grad wollen wir als Gesellschaft diese Ungleichheit mittragen?
Die Neutralität von Wissenschaft spukt immer wieder durch die Köpfe, Labore, Gesellschaften und Geschichte.
Wer Forschung betreibt, der will meist ein begründetes, geordnetes und gesichertes Wissen darbieten, dass sich intersubjektiv, dauerhaft nachvollziehen lässt. Es ist also gut, wenn möglichst alle gesellschaftlichen Faktoren außen vor bleiben, aber sie kommen durch die Hintertür doch immer wieder rein. Wissenschaft rechtfertigt so die eigenen Wertvorstellungen in Bezug auf Mensch-Sein, Rasse, Religion, Geschlecht, Sozialisation, Wirtschaft etc. und vor allem die eigenen Gewohnheiten wie Mobilität, Naturverbrauch, Ordnung etc.
Wenn sich ein Mensch einer Gefahr exponiert, trägt er ein Risiko, mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit einen Schaden davon zu tragen, der von der Gefahr ausgeht.
An erster Stelle sollte die Frage stehen, welchen Gefahren, also welchen intendierten und nicht-intendierten Schäden wir uns als Individuen und Gesellschaft aussetzen wollen. Und erst an zweiter Stelle, sollten wir uns fragen, welches Risiko wir bereit sind zu tragen, also mit welcher Wahrscheinlichkeit wir uns einer bestimmten Gefahr aussetzen wollen. Zumindest alle Personen, die sich der Gefahr ausgesetzt sehen (könnten), sollten an dieser Entscheidung beteiligt sein.
Technik, Individuen, Natur, Gesellschaft und Demokratie (TING-D) bilden immer wieder wirkmächtige Wechselverhältnisse, die Neues schaffen und Altes vergehen lassen - diese Konstellationen sind zu analysieren und zu demokratisieren.
Die Konstellation aus Technik, Individuen, Natur, Gesellschaft und Demokratie (TING-D) besteht aus fünf Koordinaten, die sich wechselseitig konstituieren. Demokratie ist in der Mitte platziert, um Entscheidungsprozesse und Entscheidungen hinsichtlich der gesamten Wechselverhältnisse auf ihren demokratischen Gehalt hin zu bestimmen. Zugleich wird hierdurch eine normative Setzung deutlich, die darauf abzielt das Wechselverhältnis von TING zu demokratisieren. Die TING-D Konstellationsanalyse ermöglicht es, bei einem Thema sowohl die einzelnen Koordinaten wie auch ihr Wechselverhältnis untereinander zu analysieren.
Mit unserer Sprache bilden wir Seh-, Hör- und Denkgewohnheiten aus, mit denen wir uns selbst und unsere Gesellschaft formen. Mit diesen Sprachgewohnheiten muss immer mal wieder gebrochen werden, um Neues sehen, hören und denken zu können.
Ja, es kostet Mühe, Sprachgewohnheiten zu verändern. Aber warum eine Sprechweise beibehalten, die Vorurteile wiederholt und damit festigt? Grundsätzlich darf natürlich jede_r sagen, was er oder sie möchte, schließlich besteht Redefreiheit. Aber Freiheit endet da, wo sie die Freiheit anderer beschneidet. Daher stellt sich die Frage, ob jede_r auch alles sagen sollte. Nicht, weil uns jemand den Mund verbietet, sondern weil wir uns eine Gesellschaft wünschen, in der niemand aufgrund des Geschlechts, der Hautfarbe, der Herkunft oder der Religion schlechter behandelt wird. - Anna Schiff
Es schadet sicherlich nicht, mit einem einzigen Feuerlöscher gegen einen Flächenbrand vorzugehen, aber viel nützen wird es auch nicht.
Spielt man mit dem Feuer, fängt es auch schon mal lichterloh an zu brennen. Ein kleines Feuer, für das man womöglich auch noch selbst verantwortlich ist, kriegt man mit etwas Glück und einem kleinen Feuerlöscher schnell in den Griff. Doch sobald die Flammen auf andere überspringen, steht man schneller als einem lieb ist vor einem gesellschaftlichen Flächenbrand, der die gesamte Erde aufheizt. Ist es einmal so weit, hilft nur noch die gemeinsame, gesellschaftliche Anstrengung, den Brand zu löschen.
Unser Dilemma ist, dass wir Veränderungen hassen und gleichzeitig Veränderungen lieben; was wir wirklich wollen, ist, dass die Dinge bleiben wie sie sind, aber besser werden.
Sydney J. Harris
Als Menschen befinden wir uns immer wieder in Situationen, in denen wir es besser wissen, aber wider dieses bessere Wissen handeln. Sprich, alle wissen Bescheid, aber dennoch machen alle mit. Diese kognitive Dissonanz lässt sich nicht ohne weiteres auflösen, aber es ist schon mal ein Anfang, wenn alle nicht nur mitmachen, sondern einzelne zugleich auch versuchen, andere Wege einzuschlagen.
Der Maßstab der Demokratie misst, ob alle Menschen gleich und frei an Entscheidungen teilnehmen (können).
Allein schon durch die Individualität jeder Person können nicht alle Menschen gleich gleich und gleich frei sein. Demokratie setzt sich dennoch dieses Ziel und sorgt so auf materieller und sozialer Ebene dafür, dass alle Menschen gleichermaßen an einer Entscheidungsfindung mitwirken können. Mit diesem Maßstab misst Demokratie und muss sich selbst immer wieder messen lassen.
Wer mit der Faust auf den Tisch haut, braucht sich über einen kaputten Tisch, eine gebrochene Hand und gestörte Beziehungen nicht wundern.
Wenn etwas Neues mit aller Kraft durchgesetzt wird, bleibt meist kein Stein auf dem anderen und alles was nicht passt, wird passend gemacht. Insgesamt kommt es so zu einem massiven Eingriff in bestehende soziale und ökologische Strukturen, der kaum rückgängig gemacht werden kann. Dieses “disruptive”, meist jedoch eher plump aggressive Handeln ist nicht nur geduldet, sondern es bringt Prestige ein.
Alle Menschen sind gleich vor dem Gesetz, aber ihre jeweiligen Bedürfnisse und Anforderungen haben ein ganz unterschiedliches Gewicht in Gestaltung von Technik und Gesellschaft.
Es werden meist nur wenige Anforderungen explizit beachtet und diese stammen in der Regel von Menschen, die die Technik nutzen, sie entwickeln oder durch sie einen Gewinn einstreichen. In die Gestaltung von Technik sind jedoch alle Menschen mit einzubeziehen, die von ihrem Einsatz, Herstellung etc. betroffen sein könnten, auch wenn sie ganz unterschiedliche, teils gegensätzliche Anforderungen einbringen, wie z.B. die Bewahrung der Natur oder menschenwürdige Arbeitsbedingungen.